Natur des Jahres

Der Begriff Natur des Jahres befasst sich mit der Ernennung von verschiedenen Organismen um das Bewusstsein für bestimmte Arten oder Lebensräume zu schaffen bzw. auf deren Gefährdungen aufmerksam zu machen. An der Wahl zu Arten des Jahres sind je nach Organismengruppen unterschiedliche Organisationen beteiligt, wobei eine Nominierung einer Art nicht immer zu Jahresbeginn erfolgt.

Blume des Jahres: Klatschmohn (Papaver rhoeas)

Um auf das ansteigende Verschwinden vieler Ackerwildkräuter aufmerksam zu machen, hat der Naturschutzbund nun den Klatschmohn zur „Blume des Jahres 2017“ für Österreich ernannt. Der Klatschmohn als Schirmart für alle anderen, oft stark bedrohten Ackerwildkräuter. Durch den Rückgang der Wildpflanzen in den Äckern verliert unsere Kulturlandschaft nicht nur optisch an Reiz, sondern durch die verringerte Vielfalt sind auch Bestäuber wie Schmetterlinge, Hummeln und Bienen bedroht.

Flechte des Jahres:
Hepps Schöneck (Caloplaca flavescens, syn.: Variospora flavescens)

Hepps Schönfleck ist eine auffällige Flechte nackter Kalkfelsen. Der orange-gelbe rosettenförmige Thallus erreicht mehrere Zentimeter Durchmesser und ist im Inneren meistens mit Fruchtkörpern besetzt. Er gehört zur großen Sammelgattung Caloplaca, die kürzlich in etliche kleinere Gattungen aufgeteilt wurde.

Moos des Jahres: Weiches Kamm-Moos (Ctenidium molluscum)

Unter den Moosen sind dies vor allem polsterförmig wachsende Arten der Gattungen Kissenmoose (Grimmia) und Spalthütchen (Schistidium), während mattenbildende Arten zumindest kleine Ansatzpunkte in Form von Spalten, Ritzen oder Verebnungen und eine gewisse Beschattung benötigen. Zu letzteren gehört das Weiche Kamm-Moos (Ctenidium molluscum), das Moos des Jahres 2017. Es überzieht großflächig Kalkfelsen vorwiegend in Wäldern und gehört mit seinem grün-goldenen Glanz und der feinen Fiederung zu unseren schönsten Moosen.

Streuobst des Jahres: Joiner Einsiedekirsche

Die Joiser Einsiedekirsche ist eine der bekanntesten Kirschsorten in Jois und in den angrenzenden Gemeinden im nördlichen Burgenland. Sie wird seit ca. 100 Jahren in dieser Gegend zwischen dem Leithagebirge und dem Neusiedler See angebaut. Es handelt sich vermutlich um einen Zufallssämling. Zum ersten Mal pomologisch beschrieben wurde sie von F. Bodo, 1936, der sie als eine der besten Markt- und Einsiedekirschen bezeichnet. Einsiedekirschen sind schwarze, halbfeste bis feste Knorpelkirschen, deren Früchte sich insbesondere für die Verarbeitung zu Marmelade, Kompott oder Saft eignen.

Pilz des Jahres: Sumpf-Bovist (Bovista paludosa)

Der Sumpf-Bovist fruktifiziert in den gemäßigten Breiten Europas vor allem in den Sommermonaten. Die Fruchtkörper erscheinen von Juli bis September, alte überwinterte Bovista paludosa wurden auch im Februar gefunden. Durch das Wachstum in feuchten Gebieten kann diese Art sommerliche Hitze- und Trockenperioden ertragen. In Europa sind vom Sumpf-Bovist nur ca. 150 Fundorte bekannt. Er ist in vielen Ländern rückläufig.Sichtungen des Sumpf-Bovistes sollten an die Österreichische Mykologische Gesellschaft weitergemeldet werden.

Fisch des Jahres: Seesaibling (Salvelinus umbla)

Schon im Jahr 2005 wurde der Seesaibling zum Fisch des Jahres gewählt. Leider haben sich die Bestände im letzten Jahrzehnt nicht wirklich verbessert und auch der prognostizierte Anstieg der Wassertemperatur wird ein Problem für diesen Lachsfisch (Salmonidae) darstellen. Der Seesaibling ist ein Relikt der letzten Eiszeit. Je nach örtlichen Gegebenheiten haben sich lokal angepasste Formen entwickelt, die sich in ihrem Aussehen, der Lebensweise und Ernährung unterscheiden. In Europa reicht sein Verbreitungsgebiet von den sauerstoffreichen Seen der Alpen und der Pyrenäen bis nach Skandinavien. Auch kann man ihn finden in Irland, Schottland, Island, Nordamerika und Südgrönland ist er beheimatet. In den Alpen bewohnt er als Habitat reine, kalte und tiefe Gebirgsseen bis zu einer Höhe von 2.600 m.

Insekt des Jahres: Gottesanbeterin (Mantis religios)

Mit der Ernennung der Gottesanbeterin zum Insekt des Jahres 2017 will der Naturschutzbund auf die Ausbreitung des charismatischen Insekts im Zuge des Klimawandels aufmerksam machen. Seit Jahrtausenden sind die Menschen von der Gestalt der Gottesanbeterin fasziniert, so gilt sie beispielsweise in der japanischen Mythologie als Symbolträger der Geduld, Beständigkeit und Wachsamkeit.

Lurch/Reptil des Jahres: Blindschleiche (Anguis fragilis) 

Die beinlosen Echsen, die trotz Namen und Aussehen weder blind noch Schlangen sind, zählen zu den häufigsten Kriechtieren unserer Heimat und sind in weiten Teilen Mitteleuropas fast flächendeckend verbreitet. Die verbliebenen Lebensräume unserer Kulturlandschaft besiedelt die Blindschleiche in relativ gesunden Beständen – so scheint es zumindest, denn unter allen heimischen Reptilien ist sie tatsächlich die Art, deren Biologie am wenigsten erforscht ist. Auch Kenntnisse über ihre natürlichen Populationsgrößen und -dichten sowie die lokalen Bestandsentwicklungen, die für den langfristigen Schutz zwingend nötig sind, liegen für die Blindschleiche kaum vor.

Nutztier des Jahres: Österreichisch-Ungarischer Weißer Barockesel

Die Farbe Weiß war im Barock etwas ganz Besonderes. So galten weiße Tiere als „Lichtbringer“ und standen für das Gute. In diesen Zeitraum des Barock / Rokoko, wahrscheinlich noch wesentlich früher, fällt die Entstehung des Weißen Barockesels, der damals als Statussymbol gehalten wurde.

Spinne des Jahres: Spaltenkreuzspinne (Nuctenea umbratica)

Die Spaltenkreuzspinne gehört zur Familie der Echten Radnetzspinnen (Araneidae). Diese Spinnenfamilie zählt weltweit 3.095 und in Europa 128 Arten. Die Gattung Nuctenea ist in (Mittel-)Europa mit zwei Arten vertreten.

Tier des Jahres: Wolf (Canis lupus)

Die Stammform unserer Haushunde ist der Wolf. Ein sehr soziales und intelligentes Rudeltier, das sich vor allem von Huftieren wie Reh, Rothirsch und Wildschwein ernährt. Ursprünglich war der Wolf das am weitesten verbreitete Raubtier der Erde. Im Großteil der nördlichen Hemisphäre kam er von der arktischen Tundra bis zu den südlichen (Halb)wüsten vor. Durch die starke Verfolgung zeichneten sich erstmals im 17./18. Jahrhundert große Lücken im Areal ab. In Österreich wurde er im 19. Jahrhundert endgültig ausgerottet. Jedoch gab es seit damals immer wieder einzelne durchwandernde Tiere aus der Karpaten- und Balkanpopulation sowie aus Italien. Zu einer permanenten Ansiedlung kam es jedoch bisher nicht.

Vogel des Jahres: Waldkauz (Strix aluco)

Wie alle Käuze besitzt auch der Waldkauz einen kompakten Körperbau, er trägt ein braun-meliertes Fiederkleid, ähnlich einer Baumrinde. Der große, runde Kopf hat keine Fiederohren und sitzt auf einem gedrungenen Körper. Der Waldkauz hat große schwarze „Knopfaugen“ und einen stark gekrümmten gelben Schnabel. Durch seine dichten und weichen Schwingen und die kammartigen Zähnchen an den äußeren Federn auf der Oberseite des Flügels kann die Eule durch Verwirbelungen völlig geräuschfrei durch die Nacht gleiten. Der nachtaktive Vogel wird ca. 40-42 cm groß und wiegt dabei 400-600 g. 90% seiner Reviere liegen innerhalb von Europa. Nur in den europäischen Ländern Irland, Nordskandinavien und dem europäischen Teil von Russland kann man ihn nicht finden.

Fledermaus des Jahres: Abendsegler (Nyctalus noctula)

Mit einer Spannweite von über 40 cm zählt der Abendsegler zu den größten heimischen Fledermausarten. Mit seinen langen, schmalen und spitzen Flügeln erreicht er Geschwindigkeiten bis über 50 km/h. Seine spektakulären Sturzflüge beim Insektenfang sind vor allem im Spätsommer oft schon am späten Nachmittag beobachtbar. Der Abendsegler ist aber auch ein besonders ausdauernder Flugkünstler, der zwischen seinen Sommer- und Winterquartieren Spitzenentfernungen von knapp 1.600 Kilometern zurücklegen kann.

Weichtier des Jahres: Große Teichmuschel (Anodonta cygnea)

Die „Große Teichmuschel“ zählt zu den „Najaden“, einer Gruppe von mittelgroßen bis sehr großen Süßwassermuscheln mit bis zu 30 cm Gehäuselänge. Durch ihre Filtriertätigkeit haben alle Najaden eine sehr große Bedeutung für den Gewässerhaushalt. Sie sind heute weltweit stark bedroht und einige Arten sind bereits ausgestorben.

Für nähere Informationen: www.naturschutzbund.at

Quellen: www.naturschutzbund.at