Abgesehen davon, dass durch die milden Winter Flieder ohnehin am Muttertag meist bereits verblüht ist, stellt sich auch die Frage, ob man hinsichtlich der Neophytenproblematik diese Pflanze für den Muttertags-Festtagsstrauß überhaupt noch in unsere Gärten setzten soll.

Unter Beobachtung

In Deutschland steht der Gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris) bereits seit 2013 auf der Schwarzen Managementliste invasiver Pflanzenarten, da er schützenswerte Ökosysteme verdrängt und in seinen Beständen kaum Unterwuchs aufkommt. Jeder, der Gewöhnlichen Flieder im Garten hat, weiß von dem Ausbreitungsdrang seiner Wurzelausläufer.

Heimisch oder zugewandert?

Gerade der Flieder zeigt aber, dass die Sache mit den Neophyten nicht so einfach ist. Ländergrenzen sind menschengemacht, den Pflanzen sind diese egal. Auf durch den Menschen gestörten Standorten können auch heimische Pflanzen Ärger machen, da muss man nicht einmal Neophyten bemühen. Und hätte Österreich noch die Ausdehnung wie vor 1918, wäre Flieder heute eine heimische Pflanze. Er kommt aus Südosteuropa und Vorderasien, sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht vom zentralen Albanien bis zum nördlichen Rumänien, also auch in Gebiete des ehemaligen Habsburgerreiches. 

Gegenspieler der Neophyten kommen zeitversetzt

Erfolgreiche, also invasive Neophyten haben jedoch noch kaum Gegenspieler im Ökosystem, die bauen sich erst langsam auf. So wie die Spanische Fliege, ein Fliederschädling, durch den Siegeszug seiner Wirtspflanze ebenfalls immer häufiger wird. 

Die Lösung?

Also, was machen wir jetzt mit dem Flieder? Er ist ein attraktiver Gartenstrauch, sein Duft unvergleichlich. Ihn aus den Baumschulsortimenten zu streichen, wäre schade und ist nicht notwendig. Gerade beim Flieder hat die Züchtung zahlreiche wuchsschwächere Edelsorten hervorgebracht, die, sofern wurzelecht aus Stecklingen vermehrt, kaum Ausläufer bilden. Diese können problemlos im Garten gepflanzt werden. Worauf man jedoch verzichten soll, ist eine Pflanzung des Gewöhnlichen Flieders in Windschutzhecken, an Waldrändern, in Hecken und überall dort, von wo er sich in die freie Landschaft ausbreiten kann.

Konsequente Pflegemaßnahmen 

Durch verantwortungsvolle Pflanzenauswahl und konsequente Pflegemaßnahmen (Rückschnitt vor Samenbildung) können Freizeitgärtnerinnen und Freizeitgärtner mithelfen, invasive Pflanzen an einer Ausbreitung vom Garten in sensible Naturräume zu hindern, ob es sich nun um Flieder oder andere Neophyten handelt.

Elisabeth Kalous