Wenn der …. Flieder wieder blüht, sing ich dir mein schönstes Liebeslied

Aber Achtung: Flieder ist nicht gleich Flieder! Hier handelt es sich um einen invasiven Neophyten! Der Sommerflieder ist ein umstrittener und nicht wirklich anbetungswürdiger Strauch in unseren Breiten!

Der Sommer- oder Schmetterlingsflieder stammt aus China und Tibet und wurde wie so viele Neophyten als Zierpflanze nach Europa gebracht. Er wurde sehr schnell zu einer sehr beliebten Pflanze im Garten, da er unkompliziert ist, schnell wächst und viele Blüten hat. Die Blütenstände sind weiß, rosa bis dunkelviolett. Der Sommerflieder ist aber relativ schnell aus dem Garten geflüchtet und hat sich in der freien Natur etabliert. Ermöglicht wird ihm dies durch seine hohe Durchsetzungskraft und seine geringen Ansprüche an Nährstoffe und Bodenqualität. Da er kalkhold ist, geht er gerne auf Schutt. Er verträgt auch Überstauung durch Hochwasser sehr gut. Diese Eigenschaften machen den Sommerflieder zu einem typischen Erstbesiedler. Das heißt, er siedelt sich gerne dort an, wo nicht viel wächst.

Den Sommerflieder sieht man sehr oft an Bahngleisen, Uferböschungen sowie Industriebrachen. Da er wärmeliebend ist, bevorzugt er sonnige und kalkreiche Standorte. Er ist trockenresistent, hitzefest und rauchhart – typische Eigenschaften von Pionierpflanzen.

Er kann bis zu 3 m hoch werden, ist also ein recht imposanter Strauch. Seine langen überhängenden Blütenstände sind weiß, rosa bis dunkelviolett und duften relativ stark nach Honig.

Alles in allem klingt das alles ja nach einer positiven Pflanze. Wenn er nicht heimische Arten verdrängen würde ….

Da der Sommerflieder heimische Pflanzen verdrängt, die im Frühjahr eine wichtige Nektarquelle für Hummeln, Schmetterlinge und Co. sind, wirkt sich der Sommerflieder nicht gut auf die Artenvielfalt aus und wird eher kritisch betrachtet. In der Schweiz steht er bereits auf der schwarzen Liste, d.h. seine Verwendung im Garten ist verboten.

Aber auch der Sommerflieder bietet ab Juli ein reichhaltiges Nektarangebot. Das lieben zwar Schmetterlinge, Bienen und Hummeln, aber als Futterpflanze für Schmetterlingsraupen spielt der Sommerflieder keine Rolle. Im Gegenteil: Da der Sommerflieder die einheimischen Nektar- und Raupenfutterpflanzen verdrängt, fehlt den Schmetterlingsraupen ihr Futter. Ohne Raupen keine Schmetterlinge – trotz vieler betörend duftender Sommerflieder-Sträucher.

Nicht zuletzt ist der Sommer- oder Schmetterlingsflieder umstritten, da er schwach giftig für Mensch und Tier ist.

Am besten ist es daher, den Sommerflieder erst gar nicht zu pflanzen. Wenn Sie ihn dennoch im Garten haben wollen, dann ist es wichtig, ihn regelmäßig „auszuputzen“, d.h. verblühte Blüten sofort entfernen, damit sich keine Samen bilden können. Im Handel werden auch sterile Sorten angeboten, die keine Samen produzieren.

Oder noch besser: Greifen Sie zu Alternativpflanzen, wie beispielsweise den Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Dieser blüht ebenfalls von Juli bis September und duftet ebenfalls. Weiters bieten sich als Alternativen an Blauraute, Bartblume, Sanddorn, Holunder, Besenginster, Färber-Ginster, Felsenmispel, Zimt-Rose oder andere Wildrosen-Arten.

Gabriele Obermayr