Ein Neophyt, der wichtig werden könnte –
Fakten und Gedanken zu einem vieldiskutiertem Gehölz

Der Götterbaum –
gar nicht so göttlich

Gleich vorweg: der Götterbaum zählt zu den invasivsten gebietsfremden Baumarten in Europa. Deshalb wurde er auch auf die EU Liste gebietsfremder Arten gesetzt. Somit darf der Götterbaum weder gehandelt noch angepflanzt noch vermehrt werden. Widerrechtliches Handeln wird mit Sanktionen geahndet. Dennoch sieht man diese Pflanze noch immer sehr oft in Baumschulen.

Der Götterbaum (Ailanthus altissima) stammt ursprünglich aus China und Vietnam. Nach Europa brachte ihn Ende des 18. Jahrhunderts die Seidenproduktion da der Baum eine Futterpflanze des Götterbaumspinners, eines Seidenspinners ist. Der Baum fand dann sehr schnell seinen Weg in Parks und Gärten. Seinen Namen verdankt der Götterbaum übrigens seinem raschen Wuchs „zu den Göttern im Himmel“. Drei bis vier Meter Höhenzuwachs schafft der Götterbaum pro Jahr.

Man erkennt den mittelgroßen, bis zu 30m hohen Laubbaum an seinen langen, gefiederten Blättern. Seine hellgrünen rispenförmigen Blüten sieht man im Juli blühen.

Der Götterbaum besitzt eine ungeheure Robustheit gegenüber Hitze und Dürre, Abgasen, Chemikalien sowie Streusalz. Auch wird er in unseren Breiten kaum von Schädlingen befallen. Deswegen galt er auch lange Zeit als beliebter Stadt- und Straßenbaum.  Dieses Image hat sich jedoch in den letzten Jahren verändert. Durch das äußerst invasive Ausbreiten verdrängt der Götterbaum heimische Pflanzen, besiedelt in rasanter Geschwindigkeit lichte Wälder, Auwälder, Trockenrasen oder Magerwiesen und wurde somit zu einem Problem für den Naturschutz. Denn der Götterbaum ersetzt dort die ursprünglich vorhandene Pflanzengesellschaft.

Der Götterbaum vermehrt sich über seine langen Wurzelausläufer. Er produziert eine extrem große Menge an Samen. Ein Baum kann pro Jahr mehr als 300.00 Samen produzieren. Diese können bis zu 100 m weit fliegen. Auch das Wasser nutzt der Götterbaum für seine Ausbreitung von vegetativen Pflanzenteilen. Seine Robustheit, seine Anspruchslosigkeit und sein Pioniercharakter machen es dem Götterbaum möglich überall auszutreiben wo sich nur eine kleine Ritze oder eine Fuge in den Pflastersteinen oder in Mauern auftut.  Der Götterbaum kann daher auch ziemliche Schäden an Gebäuden, Infrastruktureinrichtungen oder auch an Uferbefestigungen hervorrufen. Schutthalden oder Trümmerhaufen werden rasch von ihm besiedelt. Entlang von Straßenzügen bildet er oft regelrechte Begleitfluren. Bildet sich in Wäldern eine kleine Lücke ist der Götterbaum rasch zur Stelle. Er kann dann sehr rasch dichte Bestände bilden.  Der Klimawandel macht dem wärme- und lichtbedürftigen Götterbaum nichts aus, im Gegenteil. Dies ist mitunter auch ein Grund warum es hier und dort auch positive Stimmen zum Götterbaum gibt.

Will man den ungebetenen Gast Götterbaum wieder loswerden, so ist das gar nicht einfach.  Jungpflanzen müssen im Ganzen radikal entfernt werden, d.h. mitsamt den Wurzeln, den bei bloßem Abschneiden treibt er sofort wieder aus. Auch Ringeln der Rinde bis zum Kernholz ist ein erprobtes Mittel, da damit der Saftstrom im Baum unterbrochen wird.

Aufgrund seiner großen Verbreitung erscheint daher ein völliges Entfernen wenig aussichtsreich. Die EU Verordnung zu gebietsfremden invasiven Arten gibt daher bei bereits stark verbreiteten invasiven Arten vor, dass ein weiteres Ausbreiten auf dem Gebiet der Europäischen Union verhindert werden soll. Insbesondere muss es darum gehen, den Götterbaum aus Schutzgebieten und deren Umgebung fernzuhalten, damit dort eine natürliche Entwicklung heimischer Arten möglich ist.

Gabriele Obermayr

Der Götterbaum –
ein Zukunftsbaum für die Stadt?

Gefährliche Einwanderer! Aliens! Unheimliche Neubürger!Mit solchen Panik machenden Begriffen werden invasive Neophyten oft bezeichnet und das schafft Verunsicherung. 

Eigentlich müsste man von erfolgreichen Pflanzen, widerstandsfähigen Pflanzen, Pflanzen mit starkem Durchsetzungsvermögen sprechen. Im Zuge des Klimawandels werden wir Pflanzen mit solchen Eigenschaften brauchen. Doch die EU verbietet die Verbreitung von 41 Neophyten-Arten und verpflichtet die Mitgliedsstaaten zu ihrer Ausrottung.

Einer meiner Lieblingsbäume ist der Götterbaum (Ailanthus). Wer kennt nicht diesen imposanten Großbaum, der auch im dicht verbauten urbanen Bereich auf schlechten, trockenen Böden ein großes, schattenspendendes Blätterdach entwickelt. Robust, krankheitsfrei und wüchsig – also ein idealer Stadtbaum für unsere Breiten in Zeiten des Klimawandels? Auch er steht auf der Verbotsliste der EU. 

Zwar kann diese Art durch ihren starken Ausbreitungsdrang (Samen und Wurzelausläufer) auch Probleme machen, denn auf durch den Menschen denaturierten Standorten verbreitet sich die Art massiv. Aber dürfen wir uns anmaßen, ihm mit einem eigens für seine Ausrottung entwickelten Pilz zu vernichten? Wo wir doch andererseits mit großem Aufwand versuchen, unsere Kulturpflanzen vor Pilzerkrankungen zu schützen? Wäre es nicht sinnvoller, seine Ausbreitung mit konstruktiven Pflegemaßnahmen zu verhindern? Das kostet Geld, aber die Folgen eines möglicherweise mutierten Pilzes, der unsere Kulturpflanzen befällt, könnten ein Vielfaches davon kosten.

Ich plädiere für einen von Vernunft und Augenmaß geleiteten Umgang mit invasiven Neophyten, auf individuelle Standorte der jeweiligen Pflanzen Rücksicht zu nehmen und keine Pflanzenverbots- oder -vernichtungsaktionen zu starten.

Das ist meine persönliche Meinung, lassen Sie mich doch Ihre zu diesem Thema wissen!

Herbert Eipeldauer